02/07/2024 0 Kommentare
Krieg in Israel, neue Vize-Superintendentin, im Kiez präsent bleiben - Herbstsynode 2023
Krieg in Israel, neue Vize-Superintendentin, im Kiez präsent bleiben - Herbstsynode 2023
# Kreissynode

Krieg in Israel, neue Vize-Superintendentin, im Kiez präsent bleiben - Herbstsynode 2023
Über die Folgen des fürchterlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Terrorangriffs vom 7. Oktober 2023 und des daraus resultierenden Kriegs zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas berichtete Dr. Simon Kuntze auf der 8. Ordentlichen Tagung der 13. Kreissynode - dem Parlament - des Kirchenkreises Reinickendorf am 17./18. November 2023. Der Nahostreferent und Geschäftsführer des Jerusalemvereins des Berliner Missionswerks (BMW), das zahlreiche Partnerschaften mit Kirchen und Gemeinden vor Ort hat, gab u.a. Einblicke in die aktuelle menschliche, politische und wirtschaftliche Situation der Menschen vor Ort.
So wurde die vom BMW getragene deutsche Schule Thalita Kumi im palästinensischen Beit Jala am Tag des Angriffs evakuiert, die Freiwilligen und viele Lehrkräfte seien aufgrund der Gefahr kurzfristig ausgereist, berichtete Kuntze. Die Schule sei ein Ort des Friedens und der Versöhnung in dieser zerstrittenen Region. Sie stehe für Gespräche zwischen jüdischen Israelis und Palästinensern, für Verständigung. Der Raum dafür sei jetzt viel enger und schwieriger geworden, aber es sei sehr wichtig, weiter Gespräche zu führen. Vor Ort gebe es verschiedene Friedensgruppen, mit denen das BMW in Kontakt sei, und man werde die Bemühungen verstärken, weiter miteinander zu sprechen, betonte Kuntze.
Die Synodalen folgten dem Wahlvorschlag, der dem Superintendenten Thomas Harms obliegt, und wählten Pfarrerin Stephanie Waetzoldt (Kirchengemeinde Tegel-Borsigwalde) zur stellvertretenden Superintendentin des Kirchenkreises mit 62 der 65 zu der Zeit der Tagung anwesenden Stimmberechtigten. Waetzoldts Stellenumfang in der Funktion beträgt 50 Prozent.
Aufgrund der Fülle der ständig wachsenden Aufgaben des Kreiskirchenrats (KKR) wurde das Gremium durch Beschluss der Kreissynodalen um zwei Mitglieder auf 13 Kreisälteste vergrößert. Zudem mussten nach dem Ausscheiden von Mitgliedern des KKR im Frühsommer 2023 Kreisälteste nachgewählt werden. Für die im KKR tätige Gruppe der Laien - keine Pfarrer:innen - wurden Claudia Neumann (Apostel-Johannes-Kirchengemeinde), Dr. Sieglinde Stähle (Kirchengemeinde Frohnau), Ute Strelow (Apostel-Petrus-Kirchengemeinde) und Patrick Wasmund (Kirchengemeinde Berlin-Heiligensee) gewählt. Für die im KKR tätige Gruppe der im Pfarrdienst tätigen Mitglieder wurde Pfarrerin Michaela Markgraf (Luther-Kirchengemeinde Alt-Reinickendorf) gewählt.
„Wir müssen den Mut haben, uns von alten Zöpfen zu trennen“, sagte Superintendent Thomas Harms bei seinem Vortrag zum Thema „Was ist für die Arbeit des Kirchenkreises zukünftig handlungsbestimmend? Blick auf den Sozialraum Reinickendorf“. Vor dem Hintergrund der aktuell erschienenen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung 6 (KMU 6), nach der die Austrittszahlen deutlich rasanter steigen werden als bisher angenommen, seien Veränderungsprozesse unerlässlich. Man müsse nicht zeitgleich drei Gottesdienste in einer Region anbieten, wenn die Beteiligung gar nicht so hoch sei. „Ich bin ein Verfechter der Ortsgemeinden“, sagte er. Die Sorgen und Nöte, die Bedürfnisse derer, die mit Kirche und froher Botschaft etwas anfangen könnten, seien überall in Berlin gleich. Und sie forderten Antworten ein zu Fragen wie: Wie komme ich aus Verkapselung, aus Einsamkeit heraus?
„Die Ortsgemeinde ist immens wichtig, aber die Innenöffnung des Kirchenkreises Reinickendorf ist genauso wichtig“, betonte Harms. Wenn die Ortsgemeinden weiterhin sogenannte „Dritte Orte“ entwickelten, dann seien sie auf einem guten Weg. Die Kirchengemeinden müssten, wo möglich, Schwerpunkte entwickeln, wie etwa die Theaterarbeit für Kinder und Jugendliche in der Andreas-Kirchengemeinde. „Politik und Verwaltung sehen uns als guten, verlässlichen Partner“, sagte Harms. Besonders auch die Bezirksbürgermeisterin, Emine Demirbüken-Wegner, schätze die Zusammenarbeit sehr, beispielsweise im Bereich des Themas Flüchtlinge, aber auch beim Thema Katastrophenschutz, bei dem die Kirchengemeinden als Kooperationspartner angefragt sind.
„Wir sind wichtig im Sozialraum, auch wenn wir kleiner werden“, sagte Harms und fuhr fort: „Wir haben eine Zukunft, wenn wir im Kiez und in den Quartieren präsent bleiben.“ So habe der KKR entschieden, nach dem Abriss der Albert-Schweitzer-Kirche der Segenskirchengemeinde, dort ein kleines Familienzentrum zu errichten. „Das müssen wir als evangelische Kirche passgenau mit den anderen Beteiligten wie dem Bezirk klären, um dort etwas Neues zu entwickeln“, sagte Harms und forderte die Pfarrer:innen auf, ansprechbar zu sein für Vertreter des Bezirkes, dort Netzwerke zu spinnen und zu kooperien. „Wir müssen unsere Sakralgebäude deutlich stärker öffnen, als Veranstaltungsräume, für Lesungen, Musik, auch für Veranstaltungen des Bezirkes, für gesamtgesellschaftliche Diskussionen“, unterstrich Harms, denn „das macht etwas mit Menschen, wenn sie sich in einem sakralen Raum wiederfinden, gemeinsam auf Kirchenbänken sitzen“. Kirche müsse im Dialog bleiben. Wünsche aus Rathaus, Handwerk, Industrie, Einzelhandel müssten wahrgenommen und zügig beantwortet werden.
Auch das Projekt des Baus einer zweiten evangelischen Schule sei wichtig, die u.U. im Bereich der Kirchengemeinde Tegel-Borsigwalde verwirklicht werden könnte, sagte Harms. Es gebe Kirche Kontaktfläche, Binde- und Haltemittel für Eltern und ihre Kinder, die einen sehr guten Bildungsgang mit der Vermittlung eines Wertekanons suchten. Die Erfahrung zeige, dass dieser Kontakt der Schüler:innen und ihrer Familien zu einer evangelischen Schule oftmals ein Leben lang bei den Menschen bleibe.
Auch für den Haushaltsausschuss waren nach dem Rücktritt des Vorsitzenden vom Frühling 2023 Wahlen notwendig. Michael Kopplin (Kirchengemeinde Alt-Wittenau) wurde zum Vorsitzenden gewählt. Da sich keine weiteren möglichen Mitglieder für das Gremium zur Wahl stellten, konnten die offenen Positionen nicht besetzt werden. Zum Kreissynodalrechner wurde Bernd Finke (Evangeliumsgemeinde) gewählt.
Neben der Finanzsatzung beschlossen die Synodalen den Gemeinsamen Stellenplan und den Haushaltsplan des Kirchenkreises für das Jahr 2024. Außerdem wurde das neue Kita-Trägermodell im Kirchenkreis vorgestellt, der in Gründung befindliche Kita-Gemeindeverband.
Die nächste Kreissynode findet statt am 15./16. März 2024.

Die stellvertretende Superintendentin Stephanie Waetzoldt (l.) nach ihrer Wahl neben dem Superintendenten Thomas Harms und der Präses der Kreissynode Anke Petters.
Foto: Kirchenkreis Reinickendorf / Iris Kallin
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